Über mich

Karl Gebauer lebt mit seiner Familie in Göttingen. Seit vielen Jahren hält er Vorträge zu aktuellen Erziehungsfragen und leitet Workshops für Eltern, Lehrer und Erzieherinnen. Er war bis zu seiner Pensionierung Rektor der Leineberg-Grundschule in Göttingen.

 

Biografie

  • 1939 in Heidelbach /Alsfeld geboren. Besuch der Volksschule.
  • 1954 Berufsausbildung in einer Kleiderfabrik als Industrieschneider.
  • 1957 Abschluss als Industriefacharbeiter.
  • 1959 Fachabitur danach Studium der ev. Theologie.
  • 1964 Wechsel zum Studium an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen.
  • 1967 1.Examen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen.
  • 1969 2. Examen.
  • 1970 Grundschullehrer in Göttinger Grundschulen.
  • 1972 Beratungslehrer für Vorklassen bei der Bezirksregierung Braunschweig.
  • 1972 Beratung von Erzieherinnen im Forschungsprojekt „Dezentraler Kindergarten“.
  • 1974 Tätigkeit im Niedersächsischen Kultusministerium mit dem Aufgabenbereich: Innovationen im Schulanfang (Richtlinienarbeit für die Arbeit in der Eingangsstufe, Mitarbeit an den Empfehlungen für die Arbeit im Kindergarten).
  • 1977 bis 2002 Schulleiter der Leinebergschule in Göttingen.
  • 2004 Promotion zum Dr. phil. mit dem Thema: Die Bedeutung innerer Vaterbilder für eine zugewandte väterliche Haltung.
  • Seit 30 Jahren unterschiedliche Tätigkeiten im Rahmen der regionalen und überregionalen Lehrerfortbildung. Vortragstätigkeit in verschiedenen Institutionen der Erzieherinnen- und Lehrerfortbildung. Vorträge und Workshops in Akademien, Familienbildungsstätten, Volkshochschulen, Fachhochschulen, Universitäten.

Weitere Tätigkeiten

Entwicklung des Projektes „Zeit für ein Kind“ zusammen mit der Chefärztin der Abteilung Klinische Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen im akademischen Lehrkrankenhaus Tiefenbrunn (Göttingen), Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytikerin, Frau Dr. Annette Streeck-Fischer.

Entwicklung und Leitung der jährlich stattfindenden Göttinger Kongresse zu Erziehungs- und Bildungsfragen. Weitere Infos unter www.keb-goettingen.de

Gründung des Internet-Projekt „Win-Future“
(Wissenschaftlich-interdisziplinäres Netzwerk Entwicklungs- und Bildungsforschung)
zusammen mit Prof. Dr. Gerald Hüther.

Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Baden-württembergischen Elternakademie.

Arbeitsschwerpunkte

  • Die Bedeutung der Emotionalität in Erziehungsprozessen
  • Gewalt in der Schule
  • Konstruktiver Umgang mit Stresssituationen
  • Chancen der Teamarbeit
  • Sozialisationsprozesse in der Grundschule
  • Verhaltensauffälligkeiten im Kindesalter

Methoden

Gruppendynamische Arbeitsformen unterBerücksichtigung wichtiger Ergebnisse und Erfahrungen aus den Bereichen der Hirnforschung, Psychoanalyse, Psychotherapie, der systemischen Therapie und der Bindungsforschung.

Gedanken am Ende einer Dienstzeit

Insgesamt war ich 35 Jahre lang als Lehrer tätig. Davon war ich über einen Zeitraum von 25 Jahren Schulleiter der Leineberg-Grundschule. Während dieser Zeit habe ich viele Beobachtungen und Wahrnehmungen in 28 Tagebüchern festgehalten. Ich habe die Arbeit mit Kindern immer als sehr spannend erlebt. Oft habe ich ihre Verhaltensweisen nicht verstanden. Das war dann ein Anlass noch unmittelbar während des Unterrichts erste Skizzen meiner Wahrnehmungen anzufertigen. Diese Aufzeichnungen waren die Grundlage für meine Interpretationen am Nachmittag. Es war mein Anliegen, Schülerverhaltensweisen zu verstehen. Ich wollte erkennen, wo die Ursachen für ihre Probleme oder ihr Scheitern lagen. Dabei habe ich auch darauf geachtet, was diese Beobachtungen in mir auslösten. Durch diese Arbeitsweise bin ich den Sorgen und Nöten meiner Schülerinnen und Schüler manchmal sehr nahe gekommen.

Die eigenen Beobachtungen habe ich, so oft dies möglich war, in einen Bezug zu neuen Ergebnissen aus benachbarten Wissenschaftsbereichen gestellt. Wichtig waren für mich dabei Erkenntnisse aus der Säuglings-, Bindungs- und Hirnforschung und aus psychoanalytischen und therapeutischen Studien. Jede Woche haben meine Kolleginnen und ich während der gesamten Zeit einen pädagogischen Diskurs miteinander geführt. In den zweistündigen Teamsitzungen wurden nicht nur Alltagsfragen thematisiert. Hier war der Ort, an dem die großen Erziehungs- und Bildungsfragen erörtert wurden. Ergebnisse meiner eigenen Arbeit habe ich in Buch- und Zeitschriftenpublikationen festgehalten.

Bei aller Verschiedenartigkeit der Symptome, die sich im Lern- und Sozialverhalten der Kinder zeigen, verweisen neuere Untersuchungen und Interpretationen auf eine emotionale Verunsicherung, die ihre Ursache in einer Beziehungsunsicherheit hat. Viele Kinder haben bereits während ihrer frühen Kindheit keine ausreichende Zuwendung und zu geringe Anregungen durch nahe Personen erfahren. Bei ihnen ist die emotionale Bindung an primäre Bezugspersonen nur unzureichend entwickelt. Jedes Kind benötigt aber für eine gelingende Entwicklung Geborgenheit und Anregungen. Für die Herausbildung seiner Identität braucht es in den verschiedenen Lebensabschnitten Mutter und Vater.

Kinder, denen es an Geborgenheit und Anregungen fehlt, sind gezwungen, den daraus resultierenden Mangel an emotionaler Sicherheit durch verstärkte Selbstbezogenheit zu kompensieren. So schaffen sie sich eine eigene, von ihnen selbst bestimmte Lebenswelt. Hier ist dann genügend Raum für die Helden, denen sie in destruktiven Computerspielen begegnen. Für das Lern- und Sozialverhalten der Kinder bedeutet dies ein Rückgang an Motivation, Verstehen, Behalten, Erinnern, Erkennen von Zusammenhängen und eine eingeschränkte Fähigkeit beim Erkennen und Lösen von Konflikten.

In der Leinebergschule haben wir vor diesem Hintergrund ein Schulmodell entwickelt, in dem neben der Arbeit in den einzelnen Fächern immer auch die Sozial- und Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes eine Rolle spielt. So gibt es, wann immer das möglich ist, das Angebot in Jungengruppen mit einem Mann und in Mädchengruppen mit einer Frau zu arbeiten. Hier werden wichtige Anregungen für die Entwicklung der jeweiligen sexuellen Identität gegeben. Konflikte werden möglichst sofort mit den beteiligten Kindern nach einem Modell geklärt, in dessen Zentrum die Wahrnehmung und Bearbeitung der Emotionen stehen. Aus der Rückschau muss ich feststellen, dass eine Schule für sich – bei allen Erfolgen, die zu verzeichnen sind – der allgemeinen Entwicklung gegenüber relativ machtlos ist. Sie kann allerdings angesichts der zu lösenden Probleme ein hohes Innovationspotenzial entwickeln. Es entsteht so die Gewissheit, über Modelle und Erfahrungen zu verfügen, die auch von anderen abgerufen werden könnten. Damit ist ein Kommunikationsangebot an die interessierte Öffentlichkeit gemacht. Das schafft eine gewisse Zufriedenheit.