SELBSTFÜRSORGE UND WERTSCHÄTZUNG – WAS BEDEUTET DAS FÜR DEN BERUF DER ERZIEHERIN?

Foto: Michael Horn / pixelio.de

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Wissenschaftliche Erkenntnisse über frühkindliche Entwicklungsprozesse haben in Verbindung mit familienpolitischen Gesichtspunkten die Arbeit in Kindertagesstätten deutlich aufgewertet. Erzieherinnen haben vor diesem Hintergrund ein neues Selbstwertgefühl entwickelt. Sie versuchen in ihrer täglichen Arbeit den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Sie haben heute eine immer größer werdende Fülle von Aufgaben zu bewältigen. Viele wollen das Beste für die Kinder, merken aber oft zu spät, dass sie durch die großen Anforderungen an den Rand ihrer Leistungsgrenze kommen. Wenn sie jetzt nicht genügend Wachsamkeit walten lassen, wird ihr Stresssystem aktiviert.

Nach und nach schwindet ihre körperliche und psychische Energie. Ihre Kreativität geht verloren. Sie können die Kinder nicht mehr ausreichend anregen und sind in der Regel auch nicht mehr zu einer wohlwollenden Resonanz fähig. Konflikte unterschiedlicher Art, unzureichende Rahmenbedingungen und persönliche Krisen können leicht zu weiteren Irritationen führen. Erziehrinnen mit starken Stresssymptomen können kaum zum Gelingen von Lernprozessen beitragen. Damit entfallen die entscheidenden Voraussetzungen für gelingende Lernprozesse. (vgl. Freiburger Schulstudie: http://www.psychotherapie-prof-bauer.de/ )

Innere Balance anstreben

Ihre Gesundheit, Ausgeglichenheit und Lebensfreude können sich Erzieherinnen am ehesten erhalten, wenn sie Kommunikationsformen pflegen, die eine innere Zufriedenheit als Ziel haben. Ein wesentlicher Schutzfaktor liegt in ihrer emotionalsozialen Kompetenz. Damit ist die Fähigkeit gemeint, für sich selbst und den jeweils anderen eine Situation herzustellen, die emotionale Sicherheit schafft. Es kommt also darauf an, immer wieder zu einer inneren Balance zu finden. Das setzt einen kompetenten Umgang mit sich selbst und mit anderen voraus. Viele Erziehrinnen und Lehrerinnen, die heute als „ausgebrannt“ bezeichnet werden, hatten einmal große Visionen. Oft haben sie sich in aufopferungsvoller Weise um die Kinder gesorgt und sich selbst dabei vergessen. Ihnen ist eine zugewandte Handlungsfähigkeit verloren gegangen. Diese Zusammenhänge werden oft nicht beachtet.

Wertschätzung und Selbstfürsorge als Perspektive

Es ist bekannt, wie professionelles Verhalten von Erziehrinnen und Lehrerinnen aussehen sollte: Sie zeigen Interesse an der individuellen Entwicklung der Kinder, regen an, können kindliche Verhaltensweisen deuten und interpretieren. Sie schätzen die eigenen Kräfte realistisch ein und können sich vor Überforderung schützen. Sie haben sich ihre Resonanzfähigkeit erhalten. Sie wissen, dass sie in ihrem Verhalten Vorbildcharakter haben. Hinsichtlich der Erfolge ihrer Arbeit vergewissern sie sich. Sie wissen außerdem, dass es Sinn macht, im Team zu arbeiten.

Damit dies gelingt, müssen sich Erzieherinnen ihre Aufmerksamkeit für die eigene emotionale Befindlichkeit erhalten (Selbstfürsorge). Nicht weniger wichtig ist die Frage nach der Empathie (Wertschätzung) gegenüber den Kolleginnen. Der Vortrag basiert auf einem Wertschätzungs-Projekt, in dem vertrauensvolle Kommunikationsformen entwickelt wurden.