SO KÖNNEN KINDER GUT LERNEN – BEDINGUNGEN FÜR EINE GELINGENDE ENTWICKLUNG

Foto: Jürgen Hast; Quelle: Gebauer, Gefühle erkennen

Foto: Jürgen Hast; Quelle: Gebauer, Gefühle erkennen

Als Basis ist eine sichere Bindung an die Eltern anzusehen. Jedes Kind braucht das Gefühl von Sicherheit, damit sich sein Selbstbildungsprogramm voll entfalten kann. Ist diese Voraussetzung erfüllt, dann verfolgt ein Kind mit Interesse alles, was sich in seiner Umgebung ereignet. In den unterschiedlichsten Situationen des Alltags müssen Kinder immer wieder die Erfahrung machen, dass sie es sind, die etwas bewirken (Urheberschaft / Selbstwirksamkeit). Eine wohlwollende Resonanz durch Eltern und Erzieherinnen verstärkt diese Erfahrungen. Hirnforscher gehen davon aus, dass die Qualität der Beziehung den Aufbau der neuronalen Schaltkreise prägt. Die über Interaktionen entstehenden Muster der neuronalen Verbindungen sind ein Spiegelbild der Gefühlsreaktionen der Bindungspersonen (Eltern, Erzieherinnen). Erlebt ein Kind Empathie, so ist dies die beste Voraussetzung für die Entwicklung eines eigenen empathischen Handlungsmusters.

Aufmerksamkeit für Interaktionen 

Eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Entwicklung besteht darin, allen interaktiven Prozessen eine große Aufmerksamkeit zu schenken. Das gilt auch für die Beziehungen unter den Kindern. Es gilt in besonderer Weise auch für das Auftreten von Dissonanzen in den Beziehungen. Erzieherinnen sollten den vielfältigen Konflikten, die es in jeder Gruppe gibt, Aufmerksamkeit schenken und gemeinsam mit den Kindern nach Lösungen suchen. Konfliktsituationen werden leider oft nur als Störungen erlebt. Sie stellen aber ein herausragendes Arbeitsfeld für das emotionale, soziale und sprachliche Erleben dar. Bearbeitete Beziehungsstörungen tragen mit dazu bei, dass Kinder wieder zu einer inneren Ruhe finden. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen bilden sie empathische Grundmuster aus.

Das Motivationssystem ankurbeln

Kindliche Neugier und die damit verbundenen Glückserlebnisse führen im Gehirn zur Aktivierung des Motivations-Systems. Hier werden die grundlegenden Bahnungsprozesse angelegt, die mit darüber entscheiden, ob sich ein Kind gerne neuen Aufgaben zuwendet und konzentriert lernen kann. Spielerische und mutige Lernfreude

Kindergärten sollten daher Orte sein, an denen sich Kinder und Erzieherinnen wohl fühlen. Angebote sollten zur selbsttätigen Auseinandersetzung anregen. Eine wohlwollende Resonanz sollte die Aktivitäten der Kinder begleiten. So entsteht eine Atmosphäre spielerischer und mutiger Lern-Freude. Sie ist der stärkste Faktor, der eine grundlegende und andauernde Lernmotivation stützt. Freude am Lernen und eine hohe Lernmotivation stellen sich besonders dann ein, wenn Kinder ihre Lernprozesse vorwiegend selbst gestalten können. Nur freie Entscheidungen ebnen den Weg zur Autonomie. Das gilt von Geburt an und setzt sich durch die gesamte Kindheit und Jugend fort.

Erzählungen sind ein Fenster zur Welt

In diesen Zusammenhang gehört auch die Kultur des Erzählens. Wenn Kinder erzählen, dann finden sie eine sprachliche Form für ein Ereignis, das sie selbst erlebt haben und das bedeutsam für sie war. Vergangenes wird erinnert und gegenwärtig dargeboten. Dabei werden unterschiedliche Assoziationen mit einbezogen. Realität und Fiktion werden oft miteinander verknüpft. Damit Erzählen gelingt, braucht es interessierte und aufmerksame Zuhörer. Sie schaffen mit ihrer Aufmerksamkeit den Raum für das freie Erzählen und geben dem erzählenden Kind die Chance, seine eigene Aufmerksamkeit zu erweitern. Der Vorgang des Erzählens ist ein schöpferischer Akt und schafft ein gemeinsames Erleben.